Jagdlust – Halterfrust oder…
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Autor: Martina Wald, Hundehilfe Eifel, im März 2010.
Dieser Text ist durch Copyright geschützt. Keine Vervielfältigung ohne schriftlich Genehmigung des Autors gestattet. Wir danken Martina für die Genehmigung)
Als stolze Besitzerin einer höchst jagdtriebigen Podenco-Mix-Hündin habe ich mich vor einigen Jahren eingereiht in die Riege leidgeplagter Hundehalter – meine Sympathie ist ihnen auch heute noch sicher!
Kein fremder Hund, den ich mir deshalb nicht so ganz „nebenbei“ anschaue und unwillkürlich Rückschlüsse aus seinem Verhalten ziehe – insbesondere, wenn er in die Kategorie „jagdfiebriger Einzelkämpfer“ fällt. Und die Gespräche, die man – wohl oder übel – mithört ( „ach, der Hund von Herrn X jagt auch…?“) bzw. in solche verstrickt wird („ja, mein Hund ist ein Jäger durch und durch, aber nein, nicht unkontrolliert“), vermitteln eine Menge Solidarität nebst gelegentlichem Wohlfühlfaktor.
Solche Gespräche sind mitunter eine innerliche Gratwanderung – soll man nun aus Sicht eines Betroffenen Stellung nehmen und Ratschläge verteilen (die meistens ungenutzt verpuffen, sobald mein unbekanntes Gegenüber erkennt, dass diese mit Arbeit verbunden sind) oder hinterfragen, warum man sich überhaupt eine „solche“ Rasse zugelegt hat? Wieso schafft man sich eine „jagende“ Rasse an, wenn man doch gar keinen Jagdtrieb haben möchte bzw. nutzen kann? Wäre doch so, als würde man sich einen Kanarienvogel kaufen und sich ärgern, dass er singen möchte. Um sich im nächsten Schritt Gedanken zu machen, wen man denn als Fachmann konsultieren könnte, um das Singen abzustellen…
Dennoch – es ist ein „Kraut“ gewachsen gegen immerwährenden Frust oder Hilflosigkeit – hat man als Mensch erst einmal verstanden, WIE und ggf. in welchem Ausmaß ein eigenes Umdenken stattfinden muss. Danach wird zwar aus dem früheren Frust nicht immer auch automatisch eine Lust, aber ein tiefes Verständnis für die Triebe des Hundes und für ein Paralleluniversum an alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie alle sind in der Regel „second best“ Alternativen für den Hund (jedenfalls im direkten Vergleich zum selbstbelohnenden jeweiligen Triebverhalten); aber wo es keine „natürliche“ Verwendung mehr für eine Spezialistenrasse gibt, sollte der Mensch mehr tun, als nur jammern.
Zugegeben, auch ich habe mir zu DEM Zeitpunkt, wo es angemessen gewesen wäre, keine Gedanken gemacht. Sie (meine Podenco-Mix-Hündin aus dem Süden) war mein Pflegehund, sehr jung, sehr niedlich, sehr krank. Sie wurde auf- und verpäppelt und hoch gelobt, als sie mit 9 Wochen meinen Garten entmauste und den Maulwürfen das Fürchten lehrte. Dass sie mit 9 ½ Wochen den Mäusesprung bereits perfektioniert hatte und jeder Sprung ohne Fehlversuch mit einem gebrochenen Mäusegenick endete, lies mich nicht wirklich aufhorchen. Als sie später ihr Beuterepertoire um die (lästigen) Tauben im Garten erweiterte, war ich „eigentlich“ sehr zufrieden mit ihr. Mit zunehmenden Alter gab es dann für meine Hündin nur noch eines: Jagen! Und für mich die Erkenntnis und späte Einsicht, dass „Jagdhund“ nicht gleich „Jagdhund“ ist….
„Jagen“ und „Jagen!“ –
der Unterschied liegt in den Anforderungen an den Halter
„Jagen“ kommt einem Oberbegriff gleich, der sich aus verschiedenen Sequenzen zusammensetzt. Hierzu zählen das Aufspüren (mit den Augen, Ohren oder Nase oder einem „Mix“ aus diesen drei Möglichkeiten), Fixieren, Anpirschen, Hetzen, Packen, Töten und Fressen/Zerreißen.
Viele Jagdhunderassen sind Spezialisten für eine oder mehrere Jagdsequenzen; die Schwerpunkte der einzelnen Rassen sind in der FCI in folgende Gruppen unterteilt: z.B. Schweißhunde, Apportierhunde, Stöberhunde, Vorstehhunde und Hetzhunde. So liegt z.B. der rassetypische „Jagd“-Schwerpunkt bei einem Golden Retriever auf den Sequenzen „Aufspüren“ und „Packen“; beim Schweißhund primär auf der Sequenz „Aufspüren“, der Stöberhund spürt auf und hetzt (treibt zurück), der Vorstehhund spürt auf und fixiert/zeigt an (verharrt) und die Hetzhunde (in der Regel Sichtjäger) werden unterteilt in solche, die ALLE Jagdsequenzen vollständig zeigen und jene, bei denen das „Packen“ (aber nicht das Töten) die letzte gezeigte Sequenz darstellt. Hütehunde sind übrigens oftmals ebenfalls begnadete Jäger… was nicht verwundert, denn was sie „berufsmäßig“ beherrschen müssen, sind alle Jagdsequenzen bis auf das Töten.
Je mehr Jagdsequenzen ein Hund zeigt (insbesondere, wenn zu ihnen die letzteren – das Hetzen/Packen/Töten – gehört), und je „triebiger“ er dabei ist, desto anspruchsvoller wird die Kontrolle des Jagdtriebes durch den Halter. Bei einem Stöberhund hat man noch genügend Zeit, ein Verhalten zu unterbrechen (falls man als Halter „im Ansatz“ zu spät ist); ein Sichtjäger, der innerhalb einer Nanosekunde durchstartet, läßt einem Halter in dieser Hinsicht 0,0 Sekunden Spielraum…
Jede Sequenz des Jagdtriebes stellt ein selbstbelohnendes Verhalten für den Hund dar. Der Körper produziert vermehrt Adrenalin und Endorphine („Glückhormone“). Das Adrenalin bewirkt u.a. auch, dass der Hund seinen ganzen Fokus auf eine Handlung (hier: jagen) verlegt; andere Reize (Stimme des Halters etc.) gar nicht mehr wahrnehmen KANN, dazu – ebenfalls eine Nebenwirkung des Adrenalins – schmerzunempfindlicher wird (keine schmerzende Pfote, kein Dornenbusch kein Stacheldrahtzaun bremst seinen Jagdeifer), während die Endorphine ihm gleichzeitig ein „Wohlgefühl“ vermitteln. Ein – für den Halter – sehr unglückseliger „Botenstoff-Cocktail“, denn einmal im Jagdfieber, ist ein Hund kaum noch kontrollierbar. Umso unlogischer erscheint es dem Hund daher, dieses „Wellness-Feeling“ verboten zu bekommen; umso mehr wird er Verbote ignorieren und sich auch nicht durch Strafen davon abhalten lassen. Mit einem berühmt-berüchtigten „schlechten Gewissen“ kommt der Hund niemals von der Jagd zurück… hier zeigt sich bereits bei dieser „Einschätzung“, wie wenig so mancher Hundehalter Hunde im Allgemeinen und seinen Hund im Besonderen versteht.
Zum ebenfalls unangebrachten Verständnis gehört leider heute immer noch, nur solche Verhaltensweisen des Hundes „abstellen“ zu wollen, die den Hundehalter stören. Jagt er Nachbars Katze aus dem eigenen Garten, darf er das; wird ggf. noch gelobt; hört er auf dem Spaziergang nicht und jagt die Enten, wird er bestraft. Gleiches gilt für viele grundsätzliche Sequenzen aus dem Jagdfunktionskreis; Schnüffeln als Mittel des Aufspürens (da darf z.B. der Hund, im eigenen Garten sich selbst überlassen, sämtliche Katzen-, Hasen- und Eichhörnchenspuren „nachsuchen“ – den Halter stört´s nicht; schließlich ist das Grundstück eingezäunt). Draußen soll der Hund aber weder „das“ dürfen bzw. tun noch eine Erwartungshaltung aufbauen (Stichwort: „er ist immer hibbelig…“) – soooo unlogisch für einen Hund! Und soooo bequem für den Halter: da beschäftigt sich der Hund einerseits in Eigenregie zwischen 14.00 und 15.00 h im Garten und auf den Spaziergängen zwischen 16.00 – 18.00 h beklagt man sich über die mangelnde Aufmerksamkeit und Kooperationsbereitschaft des Hundes gegenüber seinem Halter.
Und da sind wir auch schon wieder bei den – grundsätzlich – gehobenen Ansprüchen an Liebhaber und Besitzer von Jagdhundrassen. Es ist beileibe nicht damit getan, dem Hund gegenüber ständig Verbote auszusprechen, oder ihn mit den so gerne benutzten „Hilfsmitteln“ zu traktieren. Triebe lassen sich nicht verbieten, nur „brechen“ – und dies scheint so manchen Hundehalter nicht zu stören, während er eine Stunde später am Telefon oder in einem x-beliebigen Forum wieder zu Protokoll gibt, wie sehr er seinen Hund liebt. Tierliebe und Gewalt – ein Paar, das sich schnellstmöglich scheiden lassen sollte!
Den Jagdtrieb seines Hundes erfolgreich zu händeln bedeutet mitunter ein rigoroses Umdenken von einem bisherigen 08/15-Hundeverständnis. Insbesondere ist es ein Abschied von einem menschlich-liebgewonnenen „Raum & Zeit“-Denken: „wir üben immer von 13.-14.00 h“ oder… „mittwochs sind wir immer in der Anti-Jagd-Gruppe…“ oder „hier, im Haus, ist es nicht schlimm, wenn er die Fische im Aquarium fixiert.“
Dem Hund sind Örtlichkeiten und Uhrzeit völlig schnuppe – er jagt, wenn sich die Situation ergibt – egal wo und wann: an einer vielbefahrenen Straße ebenso wie in einem Waldstück; um 14.00 h genauso wie um 01.30 h; montags wie auch sonntags nachmittags; von langer „Hand“ vorbereitet, sofern er entsprechend lange schnüffeln oder fixieren konnte wie auch „spontan“ aus einem Sekundenimpuls heraus. Beginnt man sich als Hundehalter erst Gedanken zu machen, wenn der eigene Hund im Jagdfieber an der Leine zerrt und jault oder nur noch von hinten zu sehen ist, kommt man Lichtjahre zu spät – aus Hundesicht.
Im Praxisalltag habe ich mehr und mehr den Eindruck, „jagende“ Hunde rangieren auf Platz 2 der „wir-suchen-ein-neues-Zuhause“-Kandidaten, nur getoppt von den vermeintlich „aggressiven“…. Selbst wenn Halter mit einem entsprechenden Training verstehen und sehen, wie sich der Hund zu (ihrem) Vorteil verändert, reicht dies oftmals nicht für den Hund, um sein Zuhause auch zu behalten. Denn dem Verständnis darüber, WIE man einen Jagdtrieb umlenkt und kontrolliert, folgt die Ernüchterung, WAS dies zunächst an einer Verhaltensveränderung seitens des HALTERS erfordert:
Kein Spaziergang…
* ohne dass der Hund entweder „gearbeitet“ wird oder sich in einer „Ruhephase“ befindet – solange, bis der Hund jederzeit unter einer verlässlichen Impulskontrolle steht.
* mit anderen, jagdlich motivierten Hunden, auch wenn diese nicht/nie „Ernst“ machen. Es reicht, wenn der eigene „Jäger“ noch so leichte Jagdsequenzen im Verhalten
seiner Artgenossen erkennt, um Trieb aufzubauen (Stichwort: Meuteverhalten). Schließlich geht man ja auch nicht mit einem Alkoholiker auf Entzug in die nächste Kneipe
getreu dem Motto: gucken… ja! Trinken… jein, aber nur einen!
Kein „sich den Hund selbst überlassen“ …
* im Garten, wenn es dort vor interessanten Spuren nur so wimmelt.
* im Haus, falls es dort „Beuteobjekte“ in Form von Katzen, Kaninchen etc. gibt.
Ist aus dem unkontrollierten Jagdtrieb nunmehr ein kontrollierter geworden, zeigt sich der Hund auch angesichts von Reizauslösern entspannt und am Halter orientiert, kann sich der Halter dennoch nicht einem gewissen „Management“ im Umgang mit dem Hund entziehen. Ruht er sich zu früh auf seinen Lorbeeren aus, würde der Hund in das (Trieb)Verhalten zurückfallen, welches ihn „genetisch“ auszeichnet: den Jagdtrieb. Verhaltensumlenkung bedeutet, dass – solange der Halter in der Lage ist, die „Gegenkonditionierung“ zu festigen – der Hund kontrollierbar bleibt. Vernachlässigt der Halter die Festigung des erarbeiteten erwünschten Verhaltens, wird der Hund über kurz oder lang wieder in sein altes Verhaltensmuster zurückfallen. „Von alleine“ gibt sich kein Hund mit einer „second best“ Alternative zufrieden, wenn ihm permanent der Jackpot winkt…. Leidgeplagte Jagdhundebesitzer können ein wehleidiges Liedchen davon singen; eine spontane oder unüberlegte Entscheidung für einen „süßen Jagdhundmix“ fordert dem Halter mitunter die nächsten 15 Jahre eine Eigenleistung ab, mit der er in dieser Form niemals gerechnet hat. Er wollte vielleicht nur einen Hund, der ihn freudig beim Joggen begleitet…
… und „Jäger“ ist nicht gleich „Jäger“.
Nicht jeder Jagdhund jagt! Ausnahmen können jederzeit die Regel bestätigen; sind aber gerade deshalb nicht automatisch die Norm. Nur weil Nachbars Galgo nicht jagt, jagt DER GALGO grundsätzlich immer noch. A propos Galgo bzw. Jagdhund z.B. aus dem Ausland. Immer wieder liest man in den Vermittlungstexten so mancher Tierschutzorganisation, dass der Jagdhund X, derzeit noch im Ausland, nur deshalb ein neues Zuhause sucht, weil er „zur Jagd nicht taugt“. Ein Trugschluss zu glauben, dass dies gleichbedeutend ist mit „der jagt nicht!“. Lediglich erfüllt er die Anforderungen der örtlichen Jäger nicht; ist z.B. nicht schnell genug, um das Kaninchen zu fangen oder bringt es zwar erlegt, aber nicht unbeschädigt (zerreißt/frisst es nach dem Töten) zurück – ein generelles Ausschlußkriterium für die meisten Jäger. Dennoch… „jagen“ wird er – ob er den Hasen am Ende tatsächlich fängt, ist dann im Alltag in Deutschland nicht mehr wirklich entscheidend, weder für den Hund, noch für den überraschten Halter. Der Hund wurde zwar vermittelt/adoptiert unter der Prämisse „gekommen, um zu bleiben“, aber so mancher Halter – sobald gewahr der Jageslust seines Hundes – fühlte sich wohl eher an eine verhängnisvolle Affäre erinnert. Hetz- und Jagdleidenschaft des eigenen Hundes und Dauerfrust des Halters: oftmals ein Paar wie Karies und Zahnschmerzen.
Bevor man nun alle Jagdhunde über einen Kamm schert, hilft oftmals ein Blick in die Ahnentafel: wie ist die Rasse XY entstanden, welche Wesensschwerpunkte wurden hier – durch Verpaarung – ursprünglich gesetzt und aus welchem Grund bzw. mit welchem Ziel? Es gibt Jagdhunderassen, die als ausgesprochen sozialverträglich gelten (in der Regel solche, die für die Jagd in der Meute gezüchtet wurden, z.B. Beagle, Bracken etc.); andere hingegen besitzen einen nicht zu unterschätzenden Schutztrieb (z.B. Weimaraner) oder sind autarke Solitärjäger mit wenig Verständnis für Jagdkonkurrenten (z.B. Terrier).
Die überlegte Auswahl ist die beste Vorbeugung
Die beste Vorbeugung vor einem Fehlgriff bei der Auswahl der „passenden“ Rasse sind breitgefächerte Informationsquellen mit unterschiedlichen Sichtweisen bzw. Erfahrungsakzenten. Halter solcher Rassen einerseits und ihre Erfahrungen; seriöse Züchter (die unaufgefordert auch die anspruchsvollen Seiten ihrer Rasse nennen und damit verbundene mögliche Schwierigkeiten im Alltag); die „in-not“- rassespezifischen Tierschutzseiten, die es fast für jede Rasse gibt und die einen ersten Aufschluss darüber geben, welcher Abgabegrund diese Rasse eint.
Der Jagdtrieb eines Hundes ist der am meisten unterschätzte Wesenszug eines Hundes; oftmals konkurriert er mit der niedlichen Optik (z.B. Border Collie), der handlichen Größe (z.B. Jack-Russel-Terrier) oder dem ansonsten sehr pflegeleichten, geduldigen Wesen (z.B. Beagle) einer Rasse. Falls Sie sich nun wundern über das „in einen Topf werfen“ von Hüte- und Jagdhunden… dann vergessen Sie bitte nicht, dass Hüten nichts anderes ist als Jagen. Alle Jagdsequenzen, bis auf das Töten, sind auch im Hüteverhalten hinterlegt und ein Border Collie oder Australian Shepherd ist oftmals ein begnadeter und gnadenloser Jäger vor dem Herrn (wenn man nicht rechtzeitig, sprich: von Anfang an, daran arbeitet, weder unkontrolliertes Hüten noch Jagen zu dulden).
Viele Halter unterschätzen den Aufwand und insbesondere die Konsequenz, der es bedarf, um zuverlässig einen Jagdtrieb umzulenken bzw. zu kontrollieren. Mit „wir-gehen-zweimal-die-Woche-in-die-Hundeschule“ oder „wir-machen-aber-Agiltiy-zum-Ausgleich“ ist es oftmals nicht getan. In freier „Wildbahn“ (also auf den Spaziergängen in Wald und Flur) gelten andere Regeln aus Hundesicht und dass der jagdlich veranlagte Hund X ein Top-Agility-Kandidat ist, heißt noch lange nicht, dass er „mal eben“ das Jagen unterlässt oder sich JEDERZEIT (egal, ob der 1. oder 10. Hase vorbei hoppelt; egal, ob er nur sichtet oder bereits zum Hetzen ansetzt) am Halter orientiert und über eine zuverlässige Impulskontrolle verfügt.
Konsequentes Verhalten zu zeigen fällt meistens deshalb vielen Hundehaltern so schwer, weil sich dieses bei einem jagdtriebigen Hund eben nicht nur auf die Spaziergänge bezieht. Es gilt IMMER, wenn entsprechende Reizauslöser präsent sind; dies können Vögel sein, Katzen oder Eichhörnchen, eben Tiere, die man nicht nur im Wald trifft, sondern auf die man an jeder Straßenecke, an jeder Hecke treffen kann, oder im eigenen Garten… oder als weitere Haustiere hält. Bei Hütehunden erweitert sich dieses Reizauslöser-Repertoire auch ganz schnell um generelle Bewegungsreize: spielende Kinder, Jogger, Fahrradfahrer… Konsequenz bekommt dann ganz schnell die Bedeutung einer „Allgegenwärtigkeit“, die viele Halter überfordert.
Viele (Jagd)Hunde bezahlen ihre „Persönlichkeit“ mit dem Tod (s. auch die traurigen Folgen eines unterschätzten Jagdtriebes der Hündin Leika bestenfalls mit einem tristen und unterforderten Leben an der Leine (da die wenigstens Halter bereit sind, AN der Leine ein interessantes und abwechslungsreiches Aufgabenprogramm für ihren Hund zu gestalten) oder einer Abgabe mit dem wenig einsichtigen Grund des Halters „da kann MAN nichts machen… der will nur jagen“. Leider gibt es über die unendliche Vielzahl der tödlichen Unfälle, der entlaufenen und vermissten Hunde oder der Abgabehunde kaum öffentlich zugängliche, ehrliche und ausführliche Berichte, so dass die Ansprüche solcher Hunde, die Folgen von mangelnder Konsequenz oder der eigenen Überschätzung der Halter nicht als unabhängige „Informationsquelle“ zur Verfügung stehen. So mancher Hundehalter hätte sich zweifelsohne gegen die Rasse X oder Y entschieden, hätte er die Möglichkeit gehabt, sich die Sonnen- und Schattenseiten des rassetypischen Verhaltens aus erster Hand einmal vor Augen zu führen.
Wenn SIE gerne einen jagdlich motivierten Hund aufnehmen möchten, informieren Sie sich VORHER sehr genau über die Ansprüche dieses Hundes, dieser Rasse. Es gibt nichts Schöneres, als die nächsten 10 – 15 Jahre eine gegenseitig erfüllende und harmonische Mensch-Hund-Beziehung zu führen, frei von „störenden“ Wesenseinflüssen und „ja, aber…“ – Gejammer.
Jagdhunde sind wunderbare Hunde mit vielen sehr positiven Eigenschaften. Manche davon muss man als Halter zu nehmen und zu nutzen wissen, damit man sie als positiv auch schätzen lernt…